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„Muhabbet - R´nBesk“

Mit mehr als einer Millionen Downloads ist Muhabbet längst ein gefeierter Internet-Star in der Ethno-Welt und dabei speziell in der deutschtürkischen Community. Aber nicht nur in Deutschland: auch in der Türkei werden seine deutschsprachigen (!) Lieder auswendig mitgesungen.
Türkische Medien reißen sich um den charismatischen jungen Mann aus Köln, obwohl er dort noch nicht einen Tonträger verkaufte. Muhabbet ist der erste deutschsprachige Künstler, der mit seinem R’nBesk erfolgreich die Brücken zwischen Orient und Okzident schlägt.
Neues Hören ist gefragt. Seine leidenschaftlichen arabesken Lieder im modernen R’n’B und HipHop-Stil befruchten das deutsche und türkische Musikbusiness gleichermaßen und bringen uns in deutscher Sprache Gefühls- und Musikwelten der orientalischen Community näher. Auf Muhabbet hat die Ethno Community lange gewartet. Es gibt Musiker, deren Veröffentlichungen man sofort instinktiv anmerkt, dass es sich dabei um etwas ganz Besonderes handelt. Manchmal genügt ein einziger Song und man wird das Gefühl nicht los, Zeuge des Karrierestarts eines Künstlers zu werden, der in Zukunft das Bild eines Genres oder gar der gesamten Popmusik-Landschaft entscheidend mitprägen wird. „Sie liegt in meinen Armen“, die Debütsingle des 21jährigen Deutsch-Türken Muhabbet,die imNovember vergangenen Jahres erschien, war ein solcher Song.  Dass dem Sänger, Texter, Songwriter und Produzenten gleich mit seinem ersten Release ein blitzsauberer Media-Control-Top-20-Hit gelang, der sich - trotz millionenfacher „Free Downloads“ im Vorfeld - über 60.000 mal verkaufte, ist dabei fast schon eine statistische Marginalie. Viel wesentlicher ist die Tatsache, dass Muhabbet mit „Sie liegt in meinen Armen“ den ersten, entscheidenden Schritt in der Etablierung eines vollkommen neuen, eigenen Musikstils vollziehen konnte: R’nBesk.
R’nBesk ist die Zusammenführung von R’n’B und Arabesk, so wie R’n’B auch aus Rhythm und Blues besteht“, erklärt er, „Arabesk ist eine Musik, die in der Türkei entstand. Es ist der Sound der armen Leute, der Leute von der Straße. Arabesk ist die Musik der Menschen, die sich sagten: ‚Ich habe kein Geld für große Konzerte, ich komme von der Strasse und mache meine eigene Musik. Arabesk ist Leidenschaft, die Leidenschaft der Leute von der Straße.’ Hier sehe ich die Parallele zu mir selbst. Meine Gefühlswelt ist Arabesk, ich singe über die Leidenschaft, über die Liebe, über Trauer, Trennung usw. Und ich komme von der Straße und singe das Ganze im modernen R’n’B-Style.“

Als Folge trauten sich zum ersten Mal auch andere Künstler, ihre eigenen R’nBesk-Lieder aufzunehmen und ins Netz zu stellen. Mit dem Resultat, dass es im Internet mittlerweile eine eigene R’nBesk-Szene gibt. Doch die gemeinsame musikalische Vision ist noch wesentlich älter. „Ich habe sehr früh in meinem Leben ein Piano geschenkt bekommen. Zusammen mit meinem Bruder fing ich dann an, eigene Songs zu schreiben und Stück für Stück Equipment zusammen zu tragen, um ein kleines Studio aufzubauen“, erinnert sich Muhabbet. Feste Größe sind, fast 600 Komposition und Produktionen vorweisen. Aus den vierzig besten wählte Muhabbet schließlich zwölf Songs aus, die nun das Repertoire seines Debütalbums bilden.
Dass dies im April 2006 nicht bei einem kleine Szene-Indie-Label erscheint, sondern mit SONY BMG bei einem der Branchenriesen, gehörte von Anfang an ins selbstbewusste Konzept des Shootingstars: „Wir haben zwar immer gesagt: ‚Wir wollen unser eigener Chef sein’, aber unser Plan war es, so lange Musik zu machen und uns einen guten Ruf aufzubauen, bis irgendwann die Major-Firmen bei uns Schlange stehen.“
Anfang des vergangenen Jahres war der Internet-Hype um die beiden so groß, dass sie sich entschlossen, eine erste bundesweite Live-Tour in Angriff zu nehmen. Eine der unmittelbaren Auswirkungen der internationalen Streuung im Netz bekam Muhabbet jetzt zu spüren: Von den dreißig Venues, die der junge Kölner kontaktierte, bekam er dreißig Zusagen. „Es war unglaublich. Alle Veranstalter hatten schon einmal unsere Musik gehört – im Türkeiurlaub, im Schwarzwald usw.“ schmunzelt Muhabbet. Einige der Angerufenen forderten sogar gleich vorab eine Live-Kostprobe der „Internet only“-Hits am Telefon ein. Beim letzten Date der Konzertreise machte der in der Berlin ansässige Kult-DJ „Hakan“ Muhabbet mit dem Produzenten Ünal Yüksel bekannt. Damit war der Kontakt zu dem Musikmanagement und Label PLAK MUSIC hergestellt - einer „Task Force“ in Sachen türkische Musik, der u.a. auch das Label Ypsilon Records angeschlossen ist. „Es war, als hätten die nur auf einem Künstler wie mich gewartet. Die Struktur, das internationale Netzwerk, alles war einfach perfekt“, sagt Muhabbet. Die Zusammenarbeit mit PLAK startete im August 2005 – wenige Wochen später standen bereits vier Major-Plattenfirmen auf der Matte, um Muhabbet unter Vertrag zu nehmen. Und bereits im November brachte die neue Verbindung mit „Sie liegt in meinen Armen“ den ersten Charthit hervor.         Doch nicht nur als Schnittstelle zum Major-Business und als kompetenter Produktionspartner ist das Neu-Köllner Musikmanagement nicht mehr wegzudenken – auch bei der Umsetzung der musikalischen Vorstellungen des Deutsch-Türken spielte PLAK MUSIC eine wesentliche Rolle. „Es ist ein riesiges Netzwerk, das auch eine Dependance in der Türkei hat. Dort arbeiten sie mit Künstlern wie der Eurovisions-Siegerin Sertab Erener oder Superstar Sezen Akzu zusammen“, schwärmt Muhabbet.

Um nun die Elemente türkischer Musik, die die K-Kollabo jahrelang mit technischen Hilfsmitteln hatte improvisieren müssen, auf „R’nBesk“ so authentisch wie möglich einzufangen, fanden die Aufnahmen z.T. im „Wave Arts Studio“ in Istanbul mit türkischen Musikern unter der Verwendung traditioneller Instrumente statt. „Wir hatten Streicher, einen Tabla-Spieler und ein Saz – das ist noch nie mit einem HipHop-Beat kombiniert worden!“, erklärt Muhabbet stolz, „und darüber deutsche Texte. Das ist einmalig.“ Die eigentliche Produktion der dreizehn Albumtracks (Intro mitgerechnet) wurde allerdings unter der Regie von Ünal Yüksel (Produzent) und Volga Tamöz (Co-Produzent) im „Ypsilon Studio“ und im „Studio4Berlin“ in Berlin durchgeführt. Auf der bevorstehenden, ersten Headliner-Tour durch Deutschland sorgt das PLAK-Netzwerk schließlich analog auf nationaler Ebene dafür, dass Muhabbet bei jedem Konzert neben seiner mitreisenden Band-Stammbesetzung Schlagzeug / Bass / Gitarre / Percussion / Keyboards auch lokal jeweils ein Ensemble türkischer Musiker mit traditionellen Instrumenten zur Verfügung steht. „Wir werden in jeder der neun Tourstädte junge Musiker haben, die mit uns auf der Bühne stehen und meine Songs spielen werden“, erklärt er. Ein nicht unerheblicher organisatorischer Aufwand, der aber nicht zu vermeiden ist. „Anders würde es auch gar keinen Sinn machen“, konstatiert Muhabbet.

Die Integration der klassischen Stilmittel kommt dabei nicht nur bei jungen Musikfans hierzulande an, auch von vermeintlich konservativen Arabesk-Connaisseuren in der Türkei gibt es bislang nur positives Feedback. „Meine Musik ist unglaublich beliebt in der Türkei. Ich habe Einladungen von allen großen Fernsehshows dort, von Sendungen, die ich schon als Kind kannte. Die ‚Hürriyet’ nannte mich in der Neujahrausgabe den ‚König des deutschen Arabesk’. Es ist absoluter Wahnsinn!“ schwärmt er. Die eigentliche Sensation: Muhabbets Songs gibt es ausschließlich auf deutsch. Auch wenn er einige türkischsprachige Songs im Repertoire führt, um sie bei Bedarf in seine Live-Sets einzustreuen – die Verwendung der deutschen Sprache liegt ihm mindestens so sehr am Herzen wie die Arabesk-Elemente. „Das ist ein wichtiger Bestandteil meiner Message“, erklärt Muhabbet, „ich will den Menschen sagen: Wir sind hier in Deutschland, und wenn du die Sprache beherrschst, wirst du sehen, dass du viel mehr Freude an diesem Land haben wirst.“ Eine Botschaft, die er allerdings nicht alleine an die Adresse seiner türkischen Landsleute adressiert wissen will. „Bei meinen Autogrammstunden hat sich gezeigt, was mir schon immer klar war: Ich spreche nicht nur die türkischen Jugendlichen an, sondern alle Ausländer, die hier leben. Araber, Russen, Italiener, Engländer, Koreaner – was auch immer.“ Aber auch seine deutsche Fan-Community wächst von Tag zu Tag. Schließlich ist Muhabbet kein verkopfter Ethno-Pop-Grantler, sondern ein streetsmarter R’nBesk-Sänger, den die Kids mittlerweile bestens aus der Bravo und der Viva-Tagesrotation kennen. 
Ein essentieller Aspekt seiner Popularität ist mit Sicherheit der Verzicht, die ihm wichtigen sozialen Botschaften auf Teufel-komm-Raus zum zentralen Thema seiner Texte zu machen. „Ich arbeite da parallel: Ich nutze den ‚Entertainmentbereich’, um in Interviews oder bei Konzerten zwischen den Songs meine Message zu transportieren, meine Standpunkte klar zu machen und die Leute zu unterhalten“, erklärt Muhabbet. „Ich sage ihnen: Schaut her! Das ist das, was ihr erreichen könnt. Ich sehe aber auch die ganzen Fehler, die ihr macht: Drogen, Abhängen auf der Straße, keine Ausbildung zu machen und kein deutsch zu lernen.“ Dass er dabei genau weiß, wovon er spricht, bezweifelt keiner seiner Anhänger. Schließlich verbrachte Murat Kindheit und Jugend in einem der sozialen Brennpunkte der Domstadt: Köln-Bocklemünd. Die Songtexte bleiben von den harten gesellschaftlichen Realitäten seines Viertels aber absichtlich weitestgehend unberührt. „In meinen Liedern geht es um die verschiedenen Aspekte der Liebe, um Trennung. Meine Texte sind wie kleine Kurzgeschichten oder Kurzfilme. Ich erzähle z.B. in ‚Ich will nicht gehn’ von der ersten Sekunde bis zur dreieinhalbsten Minute die Geschichte eines Paares, das sich streitet. Da gibt es tausende von Situation, in der sich jeder wieder finden kann.“
Die zunehmende Verantwortung, als deutsch-türkisches Vorzeige-Intergrations-Beispiel zu gelten, scheut Muhabbet derweil keine Sekunde: „Ganz Im Gegenteil. Ich habe die Möglichkeit, viele Dinge klar zu stellen. Ich kann Jugendlichen Motivation mit auf den Weg geben, z.B. den Kids die deutsche Sprache nahe zu legen. Oder über die Art, wie ich mich anziehe. Ich kann sagen: Wenn du dich ein bisschen gepflegter anziehst und dich so in ein Bewerbungsgespräch setzt, dann wirst du vielleicht eher einen Job kriegen. Ich weiß genau, dass viele in mir ein Vorbild sehen und ehrlich gesagt möchte ich diesen Erwartungen gerne gerecht werden. Und ich will den Leuten sagen: ‚Schau her, was ich hier gerade erlebe, kannst du auch erleben. Wenn du an dich glaubst’.“

Großes Vorbild bei alledem: Xavier Naidoo. „Er war und ist absolut mein größter Motivator“, sagt Muhabbet. Für den Mannheimer Superstar brachen die Ersen-Brüder einst sogar ihr eisernste Regel: „Xavier Naidoo war die einzige Person, dem wir jemals ein Demo geschickt haben“, erinnert sich Muhabbet.